Wer kennt nicht das brennende Gefühl auf der Haut bei der Gartenarbeit? Daran ist oft die Brennnessel schuld, die die Menschheit schon seit Urzeiten begleitet. Überlieferungen aus allen Epochen unserer Geschichte dokumentieren ihre Verwendung als Nahrung, Naturheilmittel, Färberpflanze und sogar als robuste Faser für Bekleidung. Die Brennnessel liebt nährstoffreiche Böden. Aus dem Wurzelstock bilden sich bei regelmäßiger Ernte immer frische Triebe, nämlich vierkantige Stängel mit gegenständig angeordneten Blättern. Diese zeigen einen grob gezähnten Blattrand, besetzt mit Brennhaaren, welche das Nesselgift enthalten. Bei der Ernte gilt daher: Gartenhandschuhe nicht vergessen!
Wertvolles Lebensmittel
Die Blätter der Brennnesseln enthalten Kalium, mehr Eisen als Spinat, Magnesium, diverse Pflanzensäuren sowie die Vitamine A, B und C, aber auch viel Histamin und das Nesselgift, das für das Brennen und die Rötungen der Haut verantwortlich ist. Menschen mit einer Histamin-Intoleranz oder Nesselgift-Allergie müssen auf den kulinarischen Genuss verzichten. Alle anderen können der „Brandgefahr“ entkommen, wenn sie die Brennnesseln überbrühen oder die Nesselhaare mit Nudelwalker oder Messer zerstören. In der Küche werden die jungen Triebspitzen verwendet, das sind die oberen vier Blätter eines Stängels. Die frischen Triebe werden kurz gewaschen, die Blätter zupft man ab und sie können zu Saucen, Strudelfüllungen, Knödeln, Salaten und Suppen verarbeitet werden. Im Herbst kann man die Samen ernten; sie eignen sich frisch oder getrocknet für Brotaufstriche, Kräutersalz oder Müsli.
Gut für Tiere und Pflanzen
Die Brennnessel dient außerdem den Raupen von etwa 40 verschiedenen Arten von Schmetterlingen als Futterpflanze. Der Nachwuchs von Tagpfauenauge, Kleinem Fuchs, Admiral, Landkärtchen, Distelfalter und C-Falter labt sich an den Blättern. Im „wilden Eck“ ist die Brennnessel gut aufgehoben. Muss man sie im Sommer dennoch schneiden, dann bietet sich das Ansetzen von Jauche an: Ein geeignetes Gefäß (nicht aus Metall!) mit Regenwasser und Brennnesseln füllen und mit einem Gitter und Tuch abdecken, damit keine Tiere hineinfallen können. Eingerührtes Steinmehl mildert den Geruch der Jauche. Täglich mit einem Holzstecken umrühren. Die Kräuter vergären je nach Temperatur in 1 bis 2 Tagen, dann sieht man Schaum auf der Oberfläche. Die Flüssigkeit wird trüb, dann dunkler; nach ca. 3 Wochen, wenn sie nicht mehr schäumt, ist sie fertig vergoren. Bringen Sie die Jauche nur verdünnt aus: 1 Teil Jauche und 20 Teile Wasser werden mit Hilfe eines alten Häferls und Gummi-Handschuhen rund um die Starkzehrer wie Tomaten, Kürbisse und Gurken ausgegossen. Gießen Sie nie über die Pflanzen, sondern immer nur in die feuchte Erde; am besten morgens bei bedecktem Wetter.
Christa Pucher, Gartenfachberaterin und Kräuterexpertin
Bildquelle: pixabay/Szabolcs Molnar